Herzliche Einladung zu unserem ersten Themenabend dieses Semesters. Am Mittwoch, den 06.11.2024 besucht und Cosima Werner von der AG Kulturgeographie des geographischen Instituts der Uni Kiel.
Wir starten wie gewohnt um 19 Uhr mit einer Andacht. Danach berichtet Cosima Werner uns etwas zum Themen rund um Brettspiele und die unsichtbaren Sphären von Whiteness.
Die detaillierte Ankündigung zum Themenabend unserer Referentin:
Mombasa, Santa Maria, und Puerto Rico sind von diesen Breitengraden weit entfernte Orte. All diesen Orten ist jedoch gemein, dass in Deutschland sehr renommierte Brettspiele existieren, die nach diesen Orten benannt sind. Die Darstellungen der Orte und Personen können aber nur als eurozentrische Fiktionen der Verlage, Spieleautor:innen und Illustrator:innen verstanden werden (Sedelmeier und Baum 2022; Harrer 2021). Spieler:innen werden in den Spielen dazu aufgefordert sich in die Zeit des Kolonialismus zu versetzen. Kaffee, Baumwolle, Diamanten, Holz, Zuckerrohr oder Indigo fließen in die Mutterländer während Buchhalter, Mönche und Konquistadoren die exotisierten Regionen der „Neuen Welt“ für sich beanspruchen. Bei den Spielen handelt es sich um sogenannte Eurogames, also Strategiespiele deren komplexe Spielmechaniken vor allem unter professionellen Brettspieler:innen viel Aufmerksamkeit erlangen. Während bei Spielemessen, in Fachkreisen und in Online-Fanforen die Spiele für ihre Mechanik gefeiert werden, geraten die Spielkontexte des Kolonialismus immer mehr in die Kritik. Ich möchte das Beispiel Eurogames Brettspiele nutzen, um damit ein Nachdenken über die Produktion „weißer Sphären“ anzuregen.
Der derzeitige Kanon über Whiteness verdeutlicht, wie schwer es weiß-gelesenen Personen in Deutschland fällt, über die weiße Hautfarbe als Einflussmerkmal in der Gesellschaft nachzudenken (Thuram 2022; Hasters 2020; Eddo-Lodge 2019). Das kann einerseits als ein Beleg für die Normierung von weiß-sein im deutschen Kontext dienen, andererseits auch Ausdruck einer empfundenen Distanz weißer Personen zu den Themen der Post- und Dekolonisierung sein, so dass die Überzeugung überwiegt, Rassismus sei in Deutschland ein marginales Problem. Ich gehe jedoch davon aus, dass weiß-gelesene Personen sich Sphären schaffen, in denen die Auseinandersetzungen mit Race – insbesondere der eigenen – ausgeklammert werden kann. Als weiß-gelesene Person in solchen Sphären kann sich mir hier eine weitere Perspektive eröffnen, die den öffentlichen Diskurs anreichert.